NSU Ro80 Ausfahrt (Video)
Letzte Woche ist der NSU Ro80 Club Schweiz von uns aus zur Herbstausfahrt gestartet. Das Video gibt’s hier
Der Motor
Der Kreiskolbenmotor (KKM), nach seinem deutschen Erfinder Prof. Dr. ing. e.h. Felix Wankel „Wankelmotor“ benannt, ist ein Viertakt-Verbrennungsmotor mit einem oder mehreren kreisenden Kolben, auch als Rotationskolbenmotor bezeichnet (engl. Rotary engine). Es existieren prinzipiell zwei kinematische Versionen: Der Drehkolbenmotor (DKM 54), von Felix Wankel 1954 konstruiert, und der Kreiskolbenmotor (KKM 57), von ehemaligen NSU-Ingenieur Hanns Dieter Paschke 1957 (Ehrenmitglied im NSU Ro 80-Club der Schweiz) aus dem Drehkolbenmotor durch die kinematische Umkehr des Prinzips entwickelt. Nur auf diese Weise war es möglich, den von Felix Wankel gemeinsam mit NSU entwickelten Drehkolbenmotor zu praktischem Nutzen und wirtschaftlicher Bedeutung zu bringen. Wankelmotor wird die Verbrennungsenergie ohne den Umweg einer Hubbewegung, wie es bei Hubkolbenmotoren (HKM) der Fall ist, direkt in eine Drehbewegung umgesetzt.
Beim Kreiskolbenmotor (KKM) dreht sich der dreiecksförmige Kreiskolben, auch Läufer genannt, im trochoidenförmigen Gehäuse auf einer Exzenterwelle und übernimmt gleichzeitig die Funktion der Kraftabgabe und der Steuerung der Gaswechselvorgänge. Der Wankelmotor hat im Gegensatz zum Drehkolbenmotor dadurch zwar eine geringe Unwucht, die jedoch durch Ausgleichsgewichte vollkommen ausgeglichen werden kann. Im Gegensatz dazu drehen sich beim – von Felix Wankel immer favorisierten – Drehkolbenmotor der Kolben und das Gehäuse (Trochoïde) unwuchtfrei um ihre eigenen Schwerpunkte. Die Achsen sind somit exzentrisch zueinander gelagert. Beim DKM 54 ist der Außenläufer das Kraft abgebende Element, der Innenläufer dient nur als Absperrteil zur Steuerung des Gaswechsels.
Die Entwicklung
Danke, Felix Wankel, dass Sie die Idee des Kreiskolbenmotors hatten…
So kündete Mazda nach dem Gewinn des 24-Stunden-Rennens von Le Mans im Jahre 1991 in Grossanzeigen vom grossartigen Sieg des Mazda 787b-Renn-wagens mit Wankelmotor. Wankels Idee lebt, wenn auch zumeist nicht mehr im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Wie das grosse Automobilunternehmen aus Japan mit seinen Sportwagen RX-7 und RX-8 und anderen zukunftsweisenden Wankel-Studien belegt, ist das Verdikt über das Rotationskolbenprinzip im Automobilbau in Deutschland zu früh gefällt worden, ganz abgesehen von den zahlreichen anderen Anwendungen in verschiedenen weniger spektakulären Bereichen.
Bereits vor Wankels Zeit gehörte der Einsatz von Rotationskolben bzw. -scheiben zum Stand der Technik, allerdings nicht bei Kraftmaschinen (Motoren). Es waren angetriebene Aggregate wie Verdrängerpumpen oder Gebläse, in denen das Rotationsprinzip zur Förderung flüssiger oder gasförmiger Stoffe genutzt wurde und wird. Die entscheidende Frage war: „Wie lässt sich das Taktverfahren eines Verbrennungsmotors mit seinen nacheinander abfolgenden Vorgängen des Füllens, Verdichtens, Expandierens und Ausstossens des Kraftstoff-Luft-Gemisches bzw. der Verbrennungsprodukte mit Hilfe eines Rotationskolbens realisieren?“
Die Lösung des Problems fand nicht etwa ein ausgefuchster Konstrukteur einer grossen Automobilfirma oder ein wissenschaftlich sattelfester Maschinenbauprofessor an einer mit Forschungsgeldern gut dotierten Hochschule. Sie kam von einem technischen Autodidakten, dessen ursprünglicher Brotberuf der eines Verlagskaufmanns war, von Felix Wankel (1902 – 1988). Wankel packte die ‚rotierende Idee‘ bereits als Zweiundzwanzigjähriger in seiner Heidelberger Zeit. Seinem Tagebuch vertraute er damals an:
„Seit dem Winter 1924 zuckte manchmal in mir der Gedanke eines Benzinmotors ohne hin- und hergehenden Kolben, aber auch nicht rein turbinenmässig mit Strahl und Schaufeln, sondern mit einer Art drehendem Kolben und ausweichendem Zylinderboden.“
Obwohl Wankel in der Folgezeit erfolgreich Drehkolbenverdichter und manches andere entwarf, dauerte es noch drei Jahrzehnte, bis ihm 1954 der ersehnte Durchbruch gelang: Seine Idee von einem viertaktenden Drehkolbenmotor (DKM) ohne Ventile hatte die Umsetzung in eine betriebsfähige materielle Form gefunden.
Der Designer
Claus Luthe wurde gerne und oft zu Vorträgen über die Entstehung des NSU Ro 80 eingeladen und hat dabei zahlreiche hochinteressante Referate über den NSU Ro 80 und dessen Entwicklung gehalten, sei es im NSU Ro 80-Club der Schweiz, im Ro 80-Club Deutschland – in beiden Clubs war er Ehrenmitglied – oder bei den regionalen Ro 80-Stammtischen in Deutschland. Er wurde dabei immer auch von seiner Frau Trudi begleitet. Auf charmante, ruhige und bescheidene Art, stellte er sich bei solchen Anlässen immer zuerst selbst vor und erzählte dann von seinem NSU Ro 80. Deshalb lassen wir Claus Luthe an dieser Stelle am besten auch selbst aus seinem Leben erzählen, aufgezeichnet im Mai 1987 anlässlich seines Vortrages über die Entwicklung des NSU Ro 80 beim Ro 80-Stammtisch Südwestfalen in Kreuztal. (Mit freundlicher Genehmigung von Heinrich Afflerbach, Kreuztal, Mitglied des Ro 80-Stammtisches Südwestfalen)
1987 – 2008
Im Jahre 1990 schied Claus Luthe als Designchef bei BMW in München aus, da er sich nach der Tötung seines damals 33-jährigen drogenabhängigen Sohnes Ulrich mit BMW darauf einigte, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen. Claus Luthe wurde zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Nach der Urteilsverkündigung wurde der Haftbefehl gegen ihn jedoch außer Vollzug gesetzt und Claus Luthe kam frei. Claus Luthe erhielt einen freien Beratervertrag bei BMW. Sein Nachfolger als Chef-Designer bei BMW wurde der US-Amerikaner Chris Bangle, dessen futuristische Formensprache zu vielen kontroversen Diskussionen führten.
Claus Luthe war in den folgenden Jahren ein leider seltener aber immer sehr gerne gesehener Gast bei verschiedenen Treffen der NSU Ro 80-Freunde; das letzte Mal am grossen Herbsttreffen des Ro 80 Club Deutschland und des NSU Ro 80-Club der Schweiz im Raum München – Schleissheim.
Claus Luthe verstarb nach längerer, geduldig und mit Würde ertragener Krankheit, von seiner Frau Trudi liebevoll gepflegt, im März 2008 in seinem Heim in München.
Quelle: NSU Ro80 Club Schweiz